Konzertbericht Benefiz-Gala Stuttgart 17.06.05

Als wir an der Liederhalle in Stuttgart ankamen, wurde uns schnell klar, dass wir heute aus dem Rest des Publikums herausstechen würden – das ist ja an sich nichts Besonderes, aber diesmal war es anders: Wir standen einer Meute von Anzug tragenden Herren und Kostümchen tragenden Damen gegenüber – wobei man auch die Hüte nicht unerwähnt lassen sollte! Aber es war zweifellos die richtige Halle, wir waren also zweifellos underdressed und uns schwante schon nichts Gutes…

Eine Cola – ich bin übrigens zu blöd, das Zeug mit dem Strohhalm zu trinken, und Claudi weiß es auch nicht besser ;o) – und eine Zigarette später verkündet ein Gong den Beginn der Veranstaltung und wir begeben uns auf unsere Sitz(!)plätze. Diese hatten für den Preis, den wir berappen mussten einen grottenschlechten Blickwinkel, was uns erst ärgerte, uns später aber gar nicht mehr so schlimm erschien. Eine kurze Sondierung des Publikums in unserer Umgebung zeigte sofort – wir sitzen im Spaßbremsen-Block. Und nicht mal die Kinder machten da eine Ausnahme…

So far, so good, es ging also los – mit einem Klarinettensolo! Na wunderbar! Ich versuchte verzweifelt, meinen Sinn für klassische Musik zu finden, gab es aber auf, als wir uns wenig später mit einer Opernsängerin konfrontiert sahen, bei der nicht nur die Stimme sehr kräftig war, und die Arien aus mir unbekannten Werken von Wemauchimmer schmetterte.

Mittlerweile mussten wir und schon sehr beherrschen, um uns nicht vor Lachen auf dem Boden zu wälzen – das war nicht lustig, das war pure Verzweiflung! Die Leute um uns rum haben uns wahrscheinlich gehasst…

Nennt mich Banause, aber ich dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen – weit gefehlt. Zwar zeichnete sich eine kurzzeitige Besserung mit Kinderballett und Kinderchor ab, was man sich echt anschauen, bzw. anhören konnte, aber nach einer Gesprächsrunde mit den Förderern des Abends folgte der absolute Höhepunkt (vorsicht Ironie!) – klassisches Ballett! Gleich drei Stücke hintereinander! Mir war nie bewusst, wie verdammt lang 20 Minuten sein können! Gott sei Dank fiel es nicht so auf, dass wir fast platzten. Schließlich mussten wir uns ja zusammenreißen, denn auf unseren T-Shirts konnte jeder lesen, weshalb wir an diesem Abend da waren und wir wollten ja kein schlechtes Licht auf die Band werfen…

Also überfuhr ich in Gedanken weiterhin einen Igel nach dem anderen – nicht, dass mir das Spass machen würde, aber manchmal muss man zu radikalen Mitteln greifen…

Dann war Pause – endlich!!! Bier und Zigaretten, und über die Hüte der feinen Damen lästern!

Nun folgte die zweite Hälfte und die war zugegebenermaßen gar nicht so schlecht. Christoph Sonntag und „Die Fünf“ lockerten den steifen Laden mal ein wenig auf, und nach einer weiteren – allerdings schier endlosen – Gesprächsrunde, war es dann endlich soweit: „Unsere Jungs“ wurden angesagt. Wir standen auf, schlichen nach vorne und stellten uns unauffällig an die Bühne um Peter, Volker und Gabi zu unterstützen. Das war auch bitter nötig, so träge, wie der Rest des Saals war. Mit vier Songs war es allerdings nur ein kurzes Gastspiel und dann war die Zeit, die man den Jungs gegeben hatte auch schon wieder vorbei. Wir blieben aber vorne stehen, unterstützten noch Hartmut Engler, der danach wahrscheinlich den Techniker verprügelt hat ;o), lauschten noch zwei Musical-Darbietungen und dann kam das große Finale. Alle Künstler kamen noch mal auf die Bühne, bekamen Rosen und ein Großteil des Publikums schaffte es sogar, zum Klatschen aufzustehen. Dann war die Veranstaltung zu Ende. Wir setzten uns noch ins Foyer auf eine Zigarette oder zwei, schafften es sogar noch, Peter über den Weg zu laufen. Er bedankte sich kurz dafür, dass wir da waren, musste dann aber gleich weiter. Und wir wollten ja auch ins Bett, schließlich sollte es in ein paar Stunden losgehen Richtung Schweiz zur 3. Etappe…

Nina